Letzter Tag in Jerusalem

Heute sind wir erst um 09.00 Uhr gestartet. Länger schlafen konnten wir trotzdem nicht, da die Uhren in Israel schon letzte Nacht auf Sommerzeit umgestellt wurden. Das liegt daran, dass der Shabbat und somit das Wochenende vom Sonnenuntergang am Freitag bis zum nächsten Sonnenuntergang am Samstag ist. Sonntag ist hier also ein normaler Wochentag.

Unsere Reise führte uns dann heute morgen zur Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Der Name der Gedenkstätte heißt wortwörtlich übersetzt „Denkmal und Name“ und geht auf die Bibelstelle Jesaja 56,5 zurück, in der steht: „denen will ich in meinem Hause und meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.“
Dieser Leitsatz war im ganzen Denkmal deutlich zu spüren, da der Fokus der Ausstellungen auf der Perspektive der Jüd:innen im 2. Weltkrieg lag. Den Vormittag verbrachten wir damit uns mit unserem Reiseführer Uriel intensiv der Gedenkstätte und ihren zahlreichen Geschichten zu widmen. Wir konnten dort viel lernen und nachdenken. Der Fokus in dieser Ausstellung liegt nicht im Wahrnehmen der 6 Millionen ermordeten Jüd:innen. Eine Zahl, die unser Gehirn so nicht verarbeiten kann. Er liegt vielmehr im Verstehen und Begreifen von einzelnen Schicksalen und persönlichen Geschichten. Natürlich ist es kein leichtes, aber ein umso wichtigeres Thema gewesen, dem wir hier auf unserer Reise einen Raum geben konnten. Es ist sehr deutlich geworden, wie wichtig es ist, sich an die einzelnen Opfer zu erinnern und dem Thema nach wie vor achtsam zu begegnen.
Der Neubau von Yad Vashem wurde 2005 eröffnet. Dieser neue Blick auf historisch-politische Bildung ist deutlich erkennbar. Bewusst werden keine Ausstellungsstücke von Goldkronen gezeigt, oder Bilder von der Vergasung der Juden. Der Fokus liegt nicht darauf zu zeigen, wie die Juden ermordet wurden, sondern wie es dazu kam und was nach dem Krieg mit den Juden in Europa passierte.
Zum Abschluss besuchten wir auf dem Außengelände eine Gedenkstätte für die 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder. Ein dunkler Ort der mit einer Spiegelkonstruktion die wenigen Kerzen schimmern ließ, wie fast 1,5 Millionen Kerzen. Dabei wurden auf Englisch, Hebräisch und Jiddisch die Namen der Kinder vorgelesen.
Schweigend und etwas durchgefroren verließen wir diesen besonderen Ort der Erinnerung.

Nach dem eindrucksvollen und emotionsgeladenen Vormittag sollte kein weiteres thematisches Programm an diesem Tag im Fokus stehen. Deshalb wurden wir im Anschluss von unserem Reisebus am Markt „Mahane Yehude“ rausgelassen, an dem wir uns nun an einem freien Nachmittag ins Getümmel begeben konnten. Über Früchte, Gemüse, Gewürze und Getränke gab es alles, was das Herz begehrt. Ein kleiner Kulturschock war der volle und laute Markt natürlich, gerade zu Pandemiezeiten 😉
Morgen verlassen wir Jerusalem und reisen weiter, um die Wüste zu erkunden und ein Bad im Toten Meer zu unternehmen. Wir sind gespannt, ob es da tatsächlich wärmer sein wird als hier in Jerusalem.

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